Europa

by Tim Parks | Literature & Fiction | This book has not been rated.
ISBN: 3442438284 Global Overview for this book
Registered by wingGhaneschawing of Gmunden, Oberösterreich Austria on 3/22/2015
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
This book is in the wild! This Book is Currently in the Wild!
2 journalers for this copy...
Journal Entry 1 by wingGhaneschawing from Gmunden, Oberösterreich Austria on Sunday, March 22, 2015

Neue Zürcher Zeitung
Notgeborene Narzissmen
«Europa» –

On the continent ist alles anders. Dort fährt man rechts und Kilometer statt Meilen, dort drängelt man an der Bustür, bemäntelt sich aber als solidarischer Europäer. Und genau das hatte der Auslandengländer Jerry eigentlich auf keinen Fall tun wollen – wenn, ja wenn seine französische Ex-Geliebte sich nicht in die Liste für den Strassburg-Trip eingetragen hätte. Diese Tatsache demoliert alle guten Vorsätze, alle emotionalen Überlebensstrategien, alle Hoffnungen auf ein Ende des vergeblichen Hoffens. Also hockt Jerry mit den anderen Fremdsprachenlektoren der Mailänder Universität im Bus nach Strassburg, um vor dem Petitionsausschuss Klage zu erheben gegen eine Diskriminierung, die im Grunde gar keine ist: gegen eine Befristung der Arbeitsverträge, die in anderen EU-Mitgliedsstaaten gang und gäbe ist, italienischen professores aber nicht zugemutet wird.

Da rollt sie nun, die Busladung aufgeregter Europäer, die es aus allen Ecken der Union nach Mailand verschlagen hat, aus Grossbritannien und Frankreich, aus Irland, Spanien, Deutschland und Griechenland. Und die sich in Wahrheit alle in ihre Heimat zurückwünschen. Eine Fuhre fescher Italienerinnen begleitet die falschen Vorkämpfer für Gerechtigkeit: Studentinnen, die ihre Sprachlehrer unterstützen, von jenen freilich bloss als willkommenes Frischfleisch betrachtet werden.

Trotzdem könnte sie englischer kaum sein, die Ausgangslage von «Europa», dem neunten Roman des 1954 in Manchester geborenen und in Verona lebenden Schriftstellers und Übersetzers Tim Parks: geschlossener Raum, begrenztes Personal, aufgeheizte Atmosphäre – kurz, die Urszene der traditionellen detective novel von Agatha Christie bis P. D. James. Alles steht bereit für einen «Mord im Okzident-Express». Dass am Schluss tatsächlich ein Toter an einem Strick aus zwei Krawatten von der Decke baumelt, ist allerdings eher eine Schwäche des Buchs. Seine Stärke – eine herausragende Stärke – liegt in der Stimme des Erzählers. In Jerrys innerem Monolog entfaltet sich nicht nur das Debakel der Strassburg-Reise, sondern das Debakel eines ganzen Lebens; vielleicht sogar eines ganzen Kontinents. So hat sich z. B. das Stichwort «Napoleon» für Jerry zur Chiffre seiner gescheiterten grossen Liebe und zur Triebfeder verletzt-resignierter Reminiszenzen verwandelt.

«Ach, die Sache mit Napoleon. Diese kleine, private Horrorgeschichte, in der ich, wie mir sofort klar ist, unweigerlich mindestens eine Stunde lang in Gedanken herumstochern werde, wie ein Ghul im eigenen Aas, gehört zu der Sorte unglaublicher Ballungen schlimmer Einzelheiten, die nach einem praktischen, international verständlichen Wort zu verlangen scheinen (. . .); eines jener nützlichen Worte wie Inquisition oder Holocaust oder Pogrom, die ganze Epen menschlichen Schreckens zusammenfassen, damit sie in Windeseile abgehakt werden können und für alle Zeiten in dem tiefen Sumpf aus weltumspannenden Schlagworten und Markennamen – Treibhauseffekt und Goretex, Coca-Cola und ethnische Säuberung – begraben bleiben, oder vielleicht eher, damit wir solche Begriffe (. . .) von Zeit zu Zeit mit Hilfe gut geschriebener Romane oder anspruchsvoller Filme ausgraben können, um das Entsetzen zu geniessen, um uns davon zu überzeugen, dass es immer noch da ist (. . .)»

In den 26-Zeilen-Satz packt Jerry, politisch unkorrekt, private und ganz und gar nicht private Greuel, packt er Geschichte und Gegenwart, Selbstmitleid und jene typische Ironie des Intellektuellen, der sich gerade wegen seines Selbstmitleids besonders leid tut. Ein ekelhafter, egozentrischer und entwaffnend echter Minnesang aus moderner Zeit. Wer selbst einmal in den notgeborenen Narzissmen des unglücklich Verliebten geschwelgt hat, wird dem süffisant-sarkastischen Gejaule durchaus etwas abgewinnen können – obwohl der englische Widerling seine Tochter vernachlässigt, seine Frau hinterging und seine Geliebte aus Eifersucht krankenhausreif schlug. In Bernhardschem Duktus zelebriert Jerry Misanthropie und Selbsthass, entlarvt er die eigennützigen Motive seiner Mitreisenden.

Tim Parks hat sich schon früher als bissiger Bauchredner hervorgetan, obzwar «Mimi's Ghost» und «An Italian Education», die letzten Veröffentlichungen vor «Europa», nachsichtiger klingen. Und endlich hat auch der Verlag, der sich der Parks-Übersetzungen in Deutschland annimmt, diesmal nicht einen der konventionelleren Texte des Autors, sondern jenen Parks herausgepickt, der es 1997 zu Recht zu einer Booker-Preis-Nominierung brachte. «Europa» bringt Tristes mit dürrer Ironie zur Sprache und reflektiert nebenbei nicht nur das aktuelle britische, sondern gleich das europäische Identitätsproblem samt den tastenden Therapieversuchen der EU. Die Rhapsodie über die Odyssee der Mailänder Opportunisten verfährt zwar nicht innovativ und kommt mit manchem boshaften Spässchen plump anbiedernd daher; aber sie zeichnet sich, grossenteils, gerade durch ihre unspektakulären Gestalten mit ihren unspektakulären Geschichten, durch ihre verwüstliche Menschlichkeit aus. Eins jedenfalls muss auf der Insel gleich sein wie on the continent: das Lieben.

Alexandra M. Kedveš



von der Tauschbücherei Rechberger

Journal Entry 2 by mysticcat at Wien Bezirk 21 - Floridsdorf, Wien Austria on Monday, July 27, 2015
Dieses Buch habe ich auf dem Büchertisch beim Salzkammerguttreffen in St. Gilgen gefunden und mitgenommen, da es zum Schluss noch übrig war. Es wird bald frei gelassen. Danke!

Journal Entry 3 by mysticcat at Winterbach in St. Anton an der Jeßnitz, Niederösterreich Austria on Saturday, August 15, 2015

Released 8 yrs ago (8/15/2015 UTC) at Winterbach in St. Anton an der Jeßnitz, Niederösterreich Austria

WILD RELEASE NOTES:

Beim Bahnübergang. Wohin in Europaa wird es gehen?


Liebe Finderin, lieber Finder!

Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem Buch. Schön, dass du es bis hierher geschafft hast. Es wäre toll, wenn du einen kurzen Eintrag machen würdest, in dem du beschreibst, wie das Buch zu dir gekommen ist, wie es dir gefallen hat, und was du nach dem Lesen damit machen möchtest. Das geht alles kostenlos und anonym (wenn du willst, auch ohne Registrierung).
Wenn du deutschsprachige Hilfe brauchst, findest du diese unter: www.bookcrossing.at.tf

Danke für ein Lebenszeichen dieses Buches.


Dear finder,
thank you for visiting this webpage. Please leave a quick note how the book came into your life and what you plan to do next with the book. It's ok if you want to keep it or pass it on to friends or family. Leaving a journal entry is free, spam-free and you can remain totally anonymus if you wish (you need no registration to make entries only). Thank you!

Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.