Berliner Blut

by Michael Merschmeier | Mystery & Thrillers |
ISBN: 3548245110 Global Overview for this book
Registered by wingPhysalis74wing of Wedding, Berlin Germany on 4/1/2015
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Journal Entry 1 by wingPhysalis74wing from Wedding, Berlin Germany on Wednesday, April 1, 2015




Kurzinhalt:

Über die Phantome des Theaters, die Miserablen in der Politik und den Boulevard der Begierde.

Freilich, im heutigen Berlin wird nicht mehr gewalzt oder geschwoft wie einst im Mai, da wummern in dunklen Bunkern die technoüblichen 120 beats per minute. Auch gehen hier die Künstler und die Müßiggänger, die Nobelstricher, Zuhälter und Spekulanten nicht ins "Maxim", sondern ins "Fabian" alias "Florian", wo zwar kaum einer auf die Idee käme, Madame die Hand zu küssen, wo aber reichlich der Champagner fließt. Außerdem hält man sich etwa alle dreißig Seiten "an runden, prallen Hinterbacken fest", in der Regel Monsieur an Monsieur. Fast jeder Protagonist, allen voran der knackig-durchtrainierte, blutjung-blonde, stets willige und pikanterweise taubstumme Held des Romans, ist schwul und frönt häufig der Lust, womit der Sexanteil weitgehend abgedeckt wäre. Für die nötige Portion Kriminalität sorgen die Heteros, ältliche, unappetitliche Politiker, die nach Herzenslust lügen, intrigieren und betrügen.


Flammend kitschig geschrieben wie ein Landserheftchen und dramaturgisch überladen, wäre dieser Politporno kaum der Rede wert, hätte Merschmeier den Plot nicht, wie es in guten Operetten sein soll, aus der kulturpolitischen Wirklichkeit abgezogen. Es geht, selbstverständlich "frei erfunden", um die Schließung des "Großen Schauspielhauses". Mit der Rasenfläche davor und dem Parkplatz dahinter, wo in einem Spiegelzelt die Varietébühne "Saison sans Raison" (alias "Bar jeder Vernunft") die Nachtschwärmer anzieht, ist dies Theater die virtuelle Kreuzung zwischen dem vor vier Jahren skandalös geschlossenen Schiller-Theater am Knie und der schon viel länger zur Disposition stehenden Freien Volksbühne in der Schaperstraße, in der früher einmal Hans Neuenfels Hausherr war und kürzlich der Musicalproduzent Friedrich Kurz pleite ging. Auch die Berliner Prominentennasen ("Ähnlichkeiten wären rein zufällig") sind kaum verfremdet, statt dessen in der Karikatur überzeichnet und zugespitzt; die Nebenfiguren, mit großer Liebe zum Detail, sind in ihrer Blöße nur spärlich bedeckt.



über den Autor:

Michael Merschmeier wurde 1953 in Münster geboren. Seit 1981 ist er Theaterkritiker und Redakteur der Zeitschrift Theater heute. Er leitet den Friedrich Berlin Verlag und ist Herausgeber von literaturen.




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