Ein leichtes Leben

by Robert Neumann | Biographies & Memoirs |
ISBN: 3404050681 Global Overview for this book
Registered by wingRalfHwing of Aachen, Nordrhein-Westfalen Germany on 5/11/2013
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
2 journalers for this copy...
Journal Entry 1 by wingRalfHwing from Aachen, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, May 11, 2013
Am 10.05.1933 verbrannten Nazis auf dem Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz) mißliebige Bücher. Dem folgten weitere Bücherverbrennungen, Gleichschaltung der Medien, Unterdrückung abweichender Meinungen und die Tötung mißliebiger Menschen (Kommunisten, Juden, Zigeuner, geistig Behinderte, etc) und schließlich der schlimmste Krieg aller Zeiten.

Auch die Bücher von Robert Neumann wurden seinerzeit ein Raub der Flammen.

Liste der verbrannten Bücher

Hier ein Audiofeature zur Bücherverbrennung.

"Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen" (Heinrich Heine)

Wer Bücher verbrennt, will letztendlich Gedanken, Ideen und Meinungen verbrennen.

Journal Entry 2 by wingRalfHwing at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany on Saturday, May 11, 2013

Released 10 yrs ago (5/12/2013 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Übergebe ich an Lilianne, die es dann in das Bücherregal in der juristischen Fakultät der Humboldt Universität am Bebelplatz stellt.

Journal Entry 3 by wingRalfHwing at Aachen, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, May 15, 2013
Nun lese ich es doch erst einmal selbst.
Das Buch habe ich vor einigen Tagen bei einem Spaziergang durch Berlin-Friedenau entdeckt. Es lag dort mit anderen Gebrauchtbüchern vor einem Copyshop auf einem Wühltisch, den ich nach Büchern von Autoren durchsuchte, deren Werke 1933 von den Nazis verbrannt wurden, da ich mich gerade mit diesem Thema befaßte und auch wegen des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz) am 10. Mai in Berlin weilte. Der Name Robert Neumann war mir bislang nicht geläufig, obwohl ich Volker Weidermanns Buch der verbrannten Bücher gelesen hatte und Neumann darin genannt wurde, aber glücklicherweise hatte ich die Liste mit den verbrannten Büchern auf meinem Smartphone gespeichert. Ich habe mich dann des Buches erbarmt und es trotz des erheblichen Wasserschadens gekauft. Mir gefällt die Leichtigkeit und der Humor, mit dem Neumann von seinem Leben erzählt, vor allem auch über die Jahre der Emigration nach England (Neumann war Jude). Interessant ist aber auch, wie er über seine “verbrannten“ Kollegen äußert, bei manchen fragt man sich allerdings anschließend, weshalb ihre Bücher überhaupt verbrannt wurden. So hat Waldemar Bonsels (“Die Biene Maja“) seinen Freund Neumann plötzlich noch nie leiden mögen. Sehr viel Respekt bringt Neumann hingegen Erich Kästner entgegen.

Volker Weidermann schreibt im Buch der verbrannten Bücher über Robert Neumann:
"Robert Neumann (1897-1975) war ein Parodist, sein Leben lang. Eigentlich hat er nur zwei Bände mit Parodien im strengen Sinne veröffentlicht, gleich zu Beginn seines Schreibens. 'Mit fremden Federn' von 1927 und 'Unter falscher Flagge' von 1932. Das ganze Kulturpersonal von damals hatte Neumann darin parodiert. Thomas Mann war begeistert: 'Ich habe sogar im Familienkreis daraus vorgelesen, und wir haben Tränen gelacht ... Nach allgemeinem Urteil bin ich selbst sehr gut getroffen und darf es mir wohl als besondere Ehre rechnen, zweimal vertreten zu sein.' Und wählte das Buch vor lauter Glück und Stolz über sein eigenes Abblid bei einer Umfrage zum besten Buch des Jahres. Andere fanden sich weniger lustig getroffen. Hans Leip schrieb dem Autor: 'Was ich schon immer über Sie gedacht habe,bestätigt sich: Sie sind ein kleiner verkappter Oberlehrer!'
Umso besser, wenn die Menschen sich getroffen fühlten. Spricht ja für die Parodie. aus heutiger Sicht sind die Texte allerdings eher so mittellustig und etwas tausendschlau, und man ist doch geneigt, Leip statt Mann recht zu geben. Das ist schon ein rechter Lehrer-Lämpel-Humor, mit dem Neumann da die Literaten heiter imitiert. Auch in seinen Romanen und Novellen - und Neumann hat sehr, sehr viele geschrieben - hat er parodiert: die neue Sachlichkeit, den Expressionismus, Thomas Mann, Heinrich Mann, die Jungen, die Alten und sich selbst. Das wirkt alles recht bieder und effektfreudig und irgendwie zentrumslos. Marcel Reich-Ranicki hat einmal über ihn - böse aber wahr - geschrieben: 'Es ist Neumanns Spezialität, einen Lauf zu verlieren, noch ehe der Startschuß fällt. Den er tritt zum Lauf gerne in einem effektvollen Kostüm an, das zwar die Aufmerksamkeit des Publikums erregt, ihn zugleich jedoch so sehr behindert, dass eine beachtliche Leistung eigentlich von vornherein unmöglich ist.'
Der österreichische Jude Neumann verließ 1934 den Kontinent und ging nach England ins Exil, schrieb nach einigen Jahren seine Romane sogar in englischer Sprache, verließ erst 1958 die britische Insel und zog in die Schweiz, ins Tessin. Er war verbittert über die geringe Resonanz, die seine Bücher in Deutschland und Österreich fanden. Dabei war er - vor allem im Vergleich zu fast allen anderen Emigranten - in Deutschland durchaus populär. 1961 brachte der 'Spiegel' eine Titelgeschichte über ihn. Allerdings ärgerte er sich, dass er schon wieder unter der Überschrift 'Mit fremden Federn' auf sein Parodistentum reduziert wurde.
Neumann hat die Rückkehr so erlebt wie alle anderen Emigranten. Es gab keine Rückkehr. Es war ein neues Exil: 'Da sah ich mich gespenstischerweise in die Situation meines ersten Tages im Exil versetzt: Dort hatte ich gestanden, keines englischen Wortes mächtig, freudlos, stimmlos - der Nazi hatte mir meine Stimme geraubt. Und nun stand ich da, grausig verjüngt, stimmlos wie an jenem ersten Tag, zurückemigriert in eine schwere Emigration, da es eine Emigration nach Hause war - Rip van Winkle, jemand hatte mir die besten Jahre meines Lebens gestohlen. Nun gibt es auf eine solche Entdeckung zwei Formen der Reaktion. Man kann sterben - oder man attackiert. Ich war ein erfahrener Überlebender , und zu attackieren lag in meiner Natur.'
Dass er sich dann, 1966, kurz vor Peter Handkes publikumswirksamem Generalangriff in Princeton, ausgerechnet die Gruppe 47 als Gegner suchte, ist Neumann auch nicht gut bekommen. Mangel an politischer Courage warf er der Gruppe vor, Saturiertheit, 'Verrat an der Opposition gegen das Bonner Establishment', Subventuionsabhängigkeit, Laschheit und vor allem 'wechselseitiges Literaturpreis-Zuschanzen'. Günter Grass nannte er einen 'Tausendsassa, der sich ununterbrochen zu einem genialischen Stürmer und Dränger hinaufnumerieren will', und über den Literaturbetriebsguru Walter Höllerer schrieb er: 'Er ist ein Überalldabei, Schnittlauch auf allen literarischen Suppen, feinnervig beim Aufspüren von Subventionen wie ein Rutengänger.'
Wie schade, dass Neumann sich nicht viel häufiger zu so gerechten und mutigen Schmähreden hinreißen ließ. Die Gruppe tobte. Höllerer brachte ein ganzes Sonderheft seiner Zeitschrift 'Sprache im technischen Zeitalter' zum Thema 'Kunst und Elend der Schmährede' heraus, um sich und seine Freunde zu verteidigen."

Es handelt sich um die vom Autor durchgesehene und gekürzte DDR-Ausgabe von 1974 aus dem Aufbau-Verlag.

Released 10 yrs ago (5/25/2013 UTC) at -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Das Buch reist nun zu Lilianne, damit sie es im Bücherregal in der HU am Bebelplatz freiläßt.

Journal Entry 5 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Monday, May 27, 2013

Das kam heute mit dem Postboten bis an die Haustür. Vielen Dank, lieber Ralf - auch für die Leseempfehlung. Dieses Buch wird daher erst eine Runde bei mir drehen, bevor es auf das Regal der "Verbrannten Dichter" reisen darf.

Edita schiebt nach: 26.7.2013
Es ist jetzt in meiner Leseecke gelandet und soll dann schnellstmöglich weiter an den Bebelplatz reisen. Ich bin sehr gespannt darauf.

Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.