Spaziergang nach Syrakus
Registered by krimtango of Frankfurt am Main, Hessen Germany on 5/8/2013
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Mein Cover sieht allerdings anders aus.
Ein Buch, das ich schon lange mal lesen wollte, habe ich auf dem umfangreichen Flohmarkt in der Turnhalle in Aschaffenburg gefunden. Da es auch zur 1000-Bücher-Challenge gehört, registriere ich es hier; will es aber erst lesen, bevor es in den Umlauf geht.
Diese Wanderung diente weniger der Selbsterfahrung als der Beobachtung der Verhältnisse. Seumes Bericht zählt zu den Reiseklassikern der deutschen Literatur. Und der Autor, ein Mann aus dem Volk, sieht auf seinem Weg durchaus anderes als der typische Bildungsreisende.
Selten begann ein literarischer Reisebericht derart unprätentiös: "Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen." Das klingt, als habe der Wanderer einen kleinen, heiteren Spaziergang vor sich, nicht aber einen monatelangen Fußmarsch, der nach Italien führt: erst über die Alpen, dann durch das ganze, politisch zerrissene Land bis nach Sizilien.
Die Aufmerksamkeit des Wanderers
Fast ein Jahr lang - vom 6. Oktober 1801 bis zum 24. August 1802 - war Johann Gottfried Seume unterwegs. Der Schriftsteller und Verlagslektor, damals 38 Jahre alt, wanderte von Grimma bei Leipzig über Venedig, Rom und Neapel bis nach Syrakus und über Mailand, Zürich und Paris wieder zurück - eine Strecke von über 5000 Kilometern. "Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch mehr, als wer fährt", schrieb Seume später über seine reichlich asketische Form der Welterkundung.
Der Reisebereicht, erstmals erschienen 1803 in Wielands "Teutschem Merkur", ist weniger eine Erzählung über die Entdeckung der Kunst des klassischen Altertums in Italien. Der Dichter Seume schrieb als politischer Publizist, analysierte die gesellschaftliche Situation in Italien während der Napoleonischen Herrschaft. Und er kritisierte sehr deutlich den rapiden Verfall des Landes, für den er unter anderem die Lebensweise der Kirchenfürsten verantwortlich machte. Insofern steht Seumes Reiseerzählung im großen Gegensatz zu einem anderen bedeutenden Italien-Buch des 19. Jahrhunderts, zu Goethes "Italienischer Reise".
Ein unruhiges Leben
Seume war auch vor seinem "Spaziergang" nach Syrakus herumgekommen: Geboren 1763 im sächsischen Poserna, wurde er 1781 während einer Reise nach Paris von hessischen Werbern aufgegriffen und als Soldat nach England verkauft, um gegen die aufständischen Amerikaner zu Felde zu ziehen. Nach mehrwöchiger Überfahrt kam er in Halifax an, zu Kampfhandlungen kam es dort jedoch nicht mehr. Wieder in Europa, diente Seume als preußischer Musketier, versuchte mehrmals zu fliehen, wurde mit Kerkerhaft bestraft. Nach seiner Freilassung beschäftigte er sich mit juristischen und philologischen Studien und war als Privatlehrer und Korrektor tätig. Seume starb am 13. Juni 1810.
Ein Buch, das ich schon lange mal lesen wollte, habe ich auf dem umfangreichen Flohmarkt in der Turnhalle in Aschaffenburg gefunden. Da es auch zur 1000-Bücher-Challenge gehört, registriere ich es hier; will es aber erst lesen, bevor es in den Umlauf geht.
Diese Wanderung diente weniger der Selbsterfahrung als der Beobachtung der Verhältnisse. Seumes Bericht zählt zu den Reiseklassikern der deutschen Literatur. Und der Autor, ein Mann aus dem Volk, sieht auf seinem Weg durchaus anderes als der typische Bildungsreisende.
Selten begann ein literarischer Reisebericht derart unprätentiös: "Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen." Das klingt, als habe der Wanderer einen kleinen, heiteren Spaziergang vor sich, nicht aber einen monatelangen Fußmarsch, der nach Italien führt: erst über die Alpen, dann durch das ganze, politisch zerrissene Land bis nach Sizilien.
Die Aufmerksamkeit des Wanderers
Fast ein Jahr lang - vom 6. Oktober 1801 bis zum 24. August 1802 - war Johann Gottfried Seume unterwegs. Der Schriftsteller und Verlagslektor, damals 38 Jahre alt, wanderte von Grimma bei Leipzig über Venedig, Rom und Neapel bis nach Syrakus und über Mailand, Zürich und Paris wieder zurück - eine Strecke von über 5000 Kilometern. "Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch mehr, als wer fährt", schrieb Seume später über seine reichlich asketische Form der Welterkundung.
Der Reisebereicht, erstmals erschienen 1803 in Wielands "Teutschem Merkur", ist weniger eine Erzählung über die Entdeckung der Kunst des klassischen Altertums in Italien. Der Dichter Seume schrieb als politischer Publizist, analysierte die gesellschaftliche Situation in Italien während der Napoleonischen Herrschaft. Und er kritisierte sehr deutlich den rapiden Verfall des Landes, für den er unter anderem die Lebensweise der Kirchenfürsten verantwortlich machte. Insofern steht Seumes Reiseerzählung im großen Gegensatz zu einem anderen bedeutenden Italien-Buch des 19. Jahrhunderts, zu Goethes "Italienischer Reise".
Ein unruhiges Leben
Seume war auch vor seinem "Spaziergang" nach Syrakus herumgekommen: Geboren 1763 im sächsischen Poserna, wurde er 1781 während einer Reise nach Paris von hessischen Werbern aufgegriffen und als Soldat nach England verkauft, um gegen die aufständischen Amerikaner zu Felde zu ziehen. Nach mehrwöchiger Überfahrt kam er in Halifax an, zu Kampfhandlungen kam es dort jedoch nicht mehr. Wieder in Europa, diente Seume als preußischer Musketier, versuchte mehrmals zu fliehen, wurde mit Kerkerhaft bestraft. Nach seiner Freilassung beschäftigte er sich mit juristischen und philologischen Studien und war als Privatlehrer und Korrektor tätig. Seume starb am 13. Juni 1810.
Als ich meiner Schwester erzählte, dass ich zur Zeit dieses Buch lesen will, warnte sie mich, dass es langweilig wäre. Diesmal kann ich ihr aber gar nicht zustimmen, obwohl wir bei Büchern sonst sehr oft einer Meinung sind. Ich fand es spannend, welchen Menschen Seume unterwegs begegnete; seine politischen Ansichten finde ich häufig sehr modern und seine Schilderungen über die Natur lassen die Landschaft vor mir entstehen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
Gelesen habe ich es zur Challenge: Ich bin dann mal weg
und zu
efells Lese-Challenge für die Kategorie "Historisches"
und zur
1000-Bücher-Challenge
Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
Gelesen habe ich es zur Challenge: Ich bin dann mal weg
und zu
efells Lese-Challenge für die Kategorie "Historisches"
und zur
1000-Bücher-Challenge
Journal Entry 3 by krimtango at Meetup Frankfurt in Frankfurt am Main, Hessen Germany on Tuesday, September 13, 2016
Released 7 yrs ago (9/13/2016 UTC) at Meetup Frankfurt in Frankfurt am Main, Hessen Germany
WILD RELEASE NOTES:
Liebe Finderin, lieber Finder,
Herzlichen Glückwunsch, du hast ein freies Buch gefunden. Du kannst es lesen und/oder wieder aussetzen beziehungsweise an andere Interessierte weitergeben. Ganz toll wäre es, wenn du kurz erzählen könntest, wie es dem Buch bisher ergangen ist. Das ist immer anonym und kostenlos und auch ohne Anmeldung möglich!
Nun wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße,
krimtango
Herzlichen Glückwunsch, du hast ein freies Buch gefunden. Du kannst es lesen und/oder wieder aussetzen beziehungsweise an andere Interessierte weitergeben. Ganz toll wäre es, wenn du kurz erzählen könntest, wie es dem Buch bisher ergangen ist. Das ist immer anonym und kostenlos und auch ohne Anmeldung möglich!
Nun wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße,
krimtango
Das Buch ist bei der Inventur wieder aufgetaucht. Ich habe es nur quer gelesen - Reisebeschreibungen sind nicht so mein Fall.
Journal Entry 5 by mta_enigma at -- Per Post/Persönliche Weitergabe--, Hessen Germany on Tuesday, December 27, 2016
Released 7 yrs ago (12/27/2016 UTC) at -- Per Post/Persönliche Weitergabe--, Hessen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Das Buch reist weiter für eine Wunschlistenverkürzung. Gute Reise.
Das Buch lag heute morgen vor meiner Wohnungstür. :-)
Vielen lieben Dank für's Schicken, ich bin gespannt auf den Reisebericht.
Vielen lieben Dank für's Schicken, ich bin gespannt auf den Reisebericht.
Ich fand das Buch auch spannend.
Am liebsten würde ich jetzt auch loswandern. Es ist schon beeinduckend, dass er den ganzen Weg aus Ostdeutschland nach Sizilien zu Fuß zurückgelegt hat, einfach nur aus Freude am Spazierengehen - und um die Orte zu sehen, an denen die griechischen und römischen Autoren gelebt haben, nehme ich an.
Der arme Seume hat seinerzeit allerdings eine unglaubliche Menge an "Reisedokumenten" benötigt, mit dem Schengen-Raum ist das Reisen doch deutlich einfacher geworden. So oder so waren die Straßen wohl viel unsicherer als heute, Napoleon versuchte gerade, Europa zu erobern. Ziemlich mutig, finde ich, dass er die Reise trotzdem gewagt hat, zumal er ja vorher schon einmal gekidnappt und in eine Armee gezwungen wurde.
Die Reisebeschreibung ist vielleicht auch für Leute interessant, die sich mit dem Thema "Minimalismus" beschäftigen, immerhin hatte er als Gepäck nur seinen "Seehundtornister" dabei. ;-)
Für den heutigen Leser eher schwierig sind Stellen, an denen er sich quasi anhand der klassischen Autoren durch die Landschaft hangelt, da unterscheidet sich unser Bildungskanon einfach zu sehr von dem um 1800. Das machen die Naturbeschreibungen und die Erzählungen über die Menschen, die er auf dem Weg getroffen hat, aber wieder wett.
Fazit: Macht Lust auf's Wandern und gibt einen guten Einblick in die Verhältnisse der Zeit.
Vielen Dank noch mal für's Schicken, ich werde das Buch bald weiterreisen lassen.
Am liebsten würde ich jetzt auch loswandern. Es ist schon beeinduckend, dass er den ganzen Weg aus Ostdeutschland nach Sizilien zu Fuß zurückgelegt hat, einfach nur aus Freude am Spazierengehen - und um die Orte zu sehen, an denen die griechischen und römischen Autoren gelebt haben, nehme ich an.
Der arme Seume hat seinerzeit allerdings eine unglaubliche Menge an "Reisedokumenten" benötigt, mit dem Schengen-Raum ist das Reisen doch deutlich einfacher geworden. So oder so waren die Straßen wohl viel unsicherer als heute, Napoleon versuchte gerade, Europa zu erobern. Ziemlich mutig, finde ich, dass er die Reise trotzdem gewagt hat, zumal er ja vorher schon einmal gekidnappt und in eine Armee gezwungen wurde.
Die Reisebeschreibung ist vielleicht auch für Leute interessant, die sich mit dem Thema "Minimalismus" beschäftigen, immerhin hatte er als Gepäck nur seinen "Seehundtornister" dabei. ;-)
Für den heutigen Leser eher schwierig sind Stellen, an denen er sich quasi anhand der klassischen Autoren durch die Landschaft hangelt, da unterscheidet sich unser Bildungskanon einfach zu sehr von dem um 1800. Das machen die Naturbeschreibungen und die Erzählungen über die Menschen, die er auf dem Weg getroffen hat, aber wieder wett.
Fazit: Macht Lust auf's Wandern und gibt einen guten Einblick in die Verhältnisse der Zeit.
Vielen Dank noch mal für's Schicken, ich werde das Buch bald weiterreisen lassen.
Journal Entry 8 by Wichtelkoenigin at Innenstadt - Hauptbahnhof - Le Crobag Cafè in Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Sunday, July 9, 2017
Released 6 yrs ago (7/9/2017 UTC) at Innenstadt - Hauptbahnhof - Le Crobag Cafè in Köln, Nordrhein-Westfalen Germany
WILD RELEASE NOTES:
Im Bücherregal im Le Crobag freigelassen.
Gute Reise, Buch!
Gute Reise, Buch!