Ein Silberhändler aus Mexiko, reich und in seinen reifen Jahren, bricht auf, Europa zu erleben, die Wiege aller Kultur und verfeinerter Genüsse, in der Schiffskiste ein Gewand des Azteken-Herrschers Montezurna, mit dem er auf dem venezianischen Karneval glänzen will, in seinem Gefolge der Neger Filomeno, Enkel eines ob seiner vaterländischen Heldentaten freigelassenen kubanischen Sklaven

Im Getümmel der maskierten Gestalten, inmitten der Bettler, der Noblen, der Kartenschläger und Dirnen, die ihn für das enttäuschend langweilige Land seiner Ahnen, Spanien, entschädigen, trifft er auf eine Musikerclique - Vivaldi, Scarlatti und Händel. Der Mexikaner hat Teil an deren Kunst-Disputen (Schreckensnachrichten über die kruden Dramen eines gewissen Shakespeare beherrschen die Unterhaltung) und genießt das "gewaltigste concerto grosso, das die Welt je hätte hören können", ausgeführt in der Neige der Karnevalsnacht durch die Komponisten und die musizierenden Waisenmädchen des Ospedale della Pietd, denen sich der Neger Filomeno mit dem halben Kücheninventar - Töpfe, Schüsseln, Löffel, Nudelhölzer- anschließt: eine musikalische Walpurgisnacht, in der die Zeit aufgehoben ist, musikalische, geschichtliche und gesellschaftliche Schranken fallen, ein Symbol für die Chance der schöpferischen Aneignung und Verschmelzung ganz unterschiedlicher Traditionen und Lebensformen, Carpentiers Vision von der kulturellen Zukunft Lateinamerikas
Ein sicheres Zeichen von einem guten Buche ist,
wenn es einem immer besser gefällt, je älter man wird.
Lichtenberg, Georg Christoph (1742-1799)

Gute Reise. Happy travelling. Bon voyage.



◾Wer gern liest, besitzt das Geheimnis, Stunden der Langeweile, die für niemanden ausbleiben, in Stunden des Vergnügens zu verwandeln.
- Montesquieu, Charles-Louis de