Immensee

by Theodor Storm | Literature & Fiction |
ISBN: 3423026545 Global Overview for this book
Registered by blups25 of Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on 1/20/2013
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Journal Entry 1 by blups25 from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Sunday, January 20, 2013
Dieses schmale Büchlein ist ehrlich gesagt schrecklich banal. Zwei, die sich in Zeiten, als eine Ehe für die Frau noch die einzige Absicherung war, nicht finden. Sie heiratet einen anderen, weil die Mutter sie endlich unter die Haube bringen will. Er ahnt was, kriegt aber nicht die Kurve, ihr einen Antrag zu machen, bevor sie sich von einem anderen einen Verlobungsring anstecken lässt. Die Geschichte ist überfrachtet mit zuckersüßen Andeutungen (der Hänfling, den er ihr geschenkt hat, haucht sein Vogelleben aus, und der Vogelbauer wird von einem Kanarienvogel bezogen, den ihr der andere verehrt hat). Und Ideen hat der Mann! Man(n) lese nur dies: Er blickte beim Rudern zu ihr hinüber; sie aber sah an ihm vorbei in die Ferne. So glitt sein Blick herunter und blieb auf ihrer Hand; und diese blasse Hand verriet ihm, was ihr Antlitz ihm verschwiegen hatte. Er sah auf ihr jenen feinen Zug geheimen Schmerzes, der sich so gern schöner Frauenhände bemächtigt, die Nachts auf kranken Herzen liegen. Gut, dass diese Novelle der Gattung entsprechend kurz ist, lange hätte ich dieses Geschwurbel nicht mitgemacht.

Das Buch ist Teil der Überlebensbibliothek, es wird dort geführt in der Kategorie "Wer wissen möchte, warum es mit der ersten Liebe nichts wurde, lese ...".

Journal Entry 2 by Aprille at Bochum, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, January 30, 2013
Die Novelle ist 1849 geschrieben worden. Lange vor unserer Zeit. Und das merkt man natürlich. Eine Mutter, die ihre Tochter unter die Haube bringen will und froh ist, dass sich eine gute Partie findet, begegnete mir im Leben noch nie (das nennt man die Gnade der späten Geburt) und in der Literatur zuletzt in "The Watchmaker" von Nanak Singh. Daraus kann man schließen, dass die Uhren in Indien rund 100 Jahre nachgehen.

Verblüffend war für mich, dass ich einen Teil der Novelle aus einem Buch mit Weihnachtserzählungen kannte! Der Mann, den die Frau mit den traurigen Händen liebt, studiert in einer entfernten Stadt und die räumliche Trennung führt zu einer inneren Entfernung der beiden stumm Liebenden, jedenfalls auf Seiten des Mannes. Er stößt sich die Hörner ab, während das Mädel zu Hause vergeblich auf Post wartet. Aber beim Duft der braunen Weihnachtskuchen, die er in einem Paket erhält, findet er auf den rechten Weg zurück. Oh, heiliger Weihnachtskitsch!
Jetzt, wo ich diesen Teil in den Gesamtzusammenhang der Novelle einordnen kann, ärgert er mich sehr. Da gibt es einerseits das gute Mädchen, das die Lebkuchen backt und mit Zuckerguss verziert, und andererseits gibt es das böse Mädchen, das wilde, zerstörerische Leidenschaften weckt und dem Mann gefährlich wird.
Ach, Du Drama!
Dieser Reinhard ist wirklich sehr dämlich. Die Lebkuchenbäckerin kann im Grunde froh sein, dass sie ihren handfesten Erich gekriegt hat, der nicht erst in fremden Gärten Äpfel klauen muss!
Schade, dass sie das nicht weiß.

Gruselig fand ich übrigens die Stelle, wo der verirrte Student das arme Kind mitnimmt, um ihm Kuchen zu schenken. So eine Passage liest man heute mit Gänsehaut. Aber als Storm die Novelle schrieb, waren gute Frauen nicht sinnlich und die Pädophilie war noch nicht erfunden und Kinder konnten vertrauensselig mit jedem Fremden mitgehen.

Zufällig habe ich kürzlich noch eine andere Novelle gelesen, in der es um eine unglückliche erste Liebe geht, und zwar "Faust" von Turgenjew. Hat das was zu bedeuten?

Und noch zufälliger hieß eine meiner Jugendlieben Reinhard. Das hat durchaus einige, allerdings eher schöne Erinnerungen wachgerufen.

Ich habe die Novelle ganz gern gelesen. Sie atmet Vergangenheit. Banal fand ich sie nicht. Ich fand sie etwas kitschig (geht mir bei Storm oft so).

In die Überlebensbibliothek hätte ich sie nicht aufgenommen. Oder allenfalls unter der Rubrik: Wer sehen möchte, wozu abwartendes Schweigen in Liebesdingen führen kann, lese...

PS: Heute ist der 1. Februar und gestern Abend hatte ich plötzlich die Eingebung, dass Moritz genau das gemeint hat: dass an der Unfähig- oder Unwilligkeit, über Gefühle ehrlich zu sprechen, schon so manche Liebe gescheitert ist... (Manchmal fällt der Groschen bei mir in Pfennigen.)

Journal Entry 3 by Amandil at Münster, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, March 7, 2013
Ihr Lieben,

jetzt bin ich aber gespannt: ich melde, dass dieses schmale Büchlein nun gut bei mir in Münster gelandet ist. Aber mit einem Absender aus New Delhi - über Berlin. Und nun lese ich auch noch Aprille. Naja, wo Herr Moritz ist, seid ihr beide ja auch anzutreffen :).

Ich schicke euch viele liebe Grüße aus Münster!

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