Die Welt versinkt im Chaos: in Asien ist die Pest ausgebrochen, überall auf der Welt kommt es zu Kriegen, Waldbrände wüten am Amazonas, weite Teile der Küstenregionen versinken im Meer, und in Finnland hat es seit Monaten nicht mehr aufgehört zu regnen. Alles eine Folge der vom Menschen ausgelösten Klimaveränderungen. Dann tritt der selbsternannte „Heiler“ in Erscheinung. Er sieht sich als Retter des kranken Erdballs, als die letzte Stimme der Wahrheit in einer dem Untergang geweihten Welt. Er will diejenigen ermorden, die seiner Meinung nach die zunehmenden Klimaveränderungen mitverursacht haben: Industrieunternehmer und ihre Familien. Die Journalistin Johanna Lehtinen will ihn aufspüren und eine Reportage veröffentlichen, doch dann verschwindet sie selbst. Ihrem verzweifelten Mann bleibt nichts anderes übrig, als selber ihren Spuren zu folgen, da die Polizei keine Möglichkeiten hat, nach Johanna zu fahnden.

„Der Heiler“ ist ein Thriller, der einen von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Eigentlich handelt es sich um eine Mischung aus Polit- und Endzeit-Thriller, gemischt mit einer als Kriminal-Roman getarnten Liebesgeschichte. Spannend, eindrucksvoll, aber fast nebenbei werden die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Weltbevölkerung beschrieben, unter anderem die Flüchtlingswellen, die Skandinavien erreichen, Strom- und Wasserabschaltungen, Nahrungsmittelknappheit und die sich verschärfende Kluft zwischen Besitzenden und Flüchtlingen. Das alles ergibt aber nur den Hintergrund, vor dem der Schriftsteller Tapani seine Frau Johanna sucht. In Rückblenden erfährt der Leser nach und nach einiges über die beiden. Und auch Tapani lernt bei seinen Nachforschungen ihm unbekannte Seiten seiner Frau kennen. Schließlich ist er kurz davor, das Rätsel zu lösen, und gerät selbst in Gefahr.

Während die ersten drei Viertel des Buches noch glaubwürdig und in sich schlüssig sind, kommt es danach zum stilistischen Bruch. Zu Beginn beschreibt der Autor sehr ausführlich Tapanis Nachforschungen, aber plötzlich lässt er seinen Hauptdarsteller Dinge herausfinden, ohne sie ausreichend zu erklären. Leider drängt sich der Eindruck auf, das letzte Viertel des Buches sei etwas schnell heruntergeschrieben worden. Schade, denn der Anfang des Buches ist wirklich herausragend. Der Schluss lässt einen als Leser leicht ratlos zurück. Dennoch ist das Buch unbedingt zu empfehlen, weil die Selbstverständlichkeit und Beiläufigkeit, mit der Tuomainen die Endzeitstimmung eingefangen hat, einfach genial ist. Ohne, dass er seinen Zeigefinger mahnend hebt, bekommt man doch einen erschreckend realistischen Ausblick darauf, wohin unsere Zivilisation auf direktem Wege hinsteuert.

„Der Heiler“ ist der dritte Roman von Antti Tuomainen. Er ist auf Finnisch bereits 2010 erschienen, aber erst jetzt ins Deutsche übersetzt worden. Die ersten beiden seiner Bücher sind zur Zeit noch nicht auf Deutsch erhältlich.

Fazit: Eine lesenswertes Buch, kein Krimi im klassischen Sinne, aber ein äußerst spannender Thriller.

an eine Freundin weitergegeben

Das Buch ist sehr flüssig und spannend geschrieben, hält überraschende Wendungen parat und man legt es ungern vor dem Ende aus der Hand. Allerdings wirkt der Schluss etwas lieblos und konstruiert. Und wenn man sich voll inhaltlich auf das Endzeitszenario einlässt, hinterlässt es einige Zukunftsängste.
Wird an eine Kollegin weitergegeben.