Thomas Mann über Friedrich Schiller
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Auf dieser CD befinden sich Thomas Manns "Ansprache im Schillerjahr" und seine Novelle "Schwere Stunde", in der er Schillers Bemühungen mit dem Wallenstein-Stoff beleuchtet. Zwar wird weder das Thema, noch die Namen von Schiller und Goethe erwähnt, so ist doch klar, worum es sich handelt. Ein meisterhaftes Werk des Verschweigens und gerade deshalb so deutlich Ausgesprochenes.
Von der Ansprache zum 150. Todestag Friedrich Schillers habe ich erst kürzlich in Erika Manns Erinnerungen an das letzte Jahr ihres Vaters in aller Ausführlichkeit gelesen - und war beeindruckt. Auf der CD hört man nun quasi das Gegenstück bzw. das Original und wissend um die Entstehung der Rede, ist es ein bewegendes Dokument. Nicht glauben möchte man, dass TM bei der Festveranstaltung 80 Jahre alt war - und nur noch drei Monate zu leben hatte.
Ich habe eine wunderbare Betrachtung der Rede gefunden, die Bodo Uhse (ebenfalls einer der "verbrannten Autoren") aus eigener Sicht aufgeschrieben hat:
"Anders steht es mit Thomas Mann, dem großen Erzähler, der des Bürgertums beste Traditionen in die Schilderung seines Verfalls als kritisches Element hineingetragen hat. Seine Vertrautheit mit Schiller ist ganz persönlicher Art. Sein „Versuch über Schiller“, den der 80jährige im Weimarer Nationaltheater vorträgt, schließt einen Kreis, den Thomas Mann ein halbes Jahrhundert zuvor mit seiner im Grunde autobiographischen Schillernovelle „Schwere Stunde“ geöffnet hatte. Dies ist keine Rede, keine Ansprache, sondern sanft ironische Schilderung und heißherzige, abwägende Betrachtung, die voller dialektischen Gehalts ineinanderfließen. Unvergeßlich ist mir der Eindruck:
Man hatte versucht, die breite, riesige Bühne behaglich einzurichten. An der Seite das Stehpult für die Begrüßungsrede, daneben in der Bühnenmitte ein runder Tisch, das sanfte Licht einer Stehlampe darauf und – halb im Schatten – ein bequemer Stuhl für den Vortragenden.
Der aber verschmäht die Bequemlichkeit. Stehend, so will es die Achtung vor dem Genius Schillers, stehend liest der Achtzigjährige, was er über Schiller uns zu sagen vorbereitet hat.
„Am Himmel ist geschäftige Bewegung, des Turmes Fahne jagt der Wind, schnell geht der Wolken Zug, die Mondessichel wankt, und durch die Nacht zuckt ungewisse Helle. Kein Sternbild ist zu sehen. – So war die Nacht, die Mainacht vor hundertfünfzig Jahren, als durch die schlummernden, wie ausgestorbenen Gassen Weimars … Schillers sterbliche Hülle zu Grabe getragen wurde …“
Mit diesen – mir schon bekannten – Worten beginnt er, zuerst hüstelnd, dann gleichmäßiger sprechend mit einer Stimme, die etwas farblos ist, ja schon einen gebrochenen Ton hat.
(...)
Lang währt der Beifall, und der Dichter, ein trotz aller Würde und allen Selbstbewußtseins bescheidener Mensch, geht etwas unsicher, mit kleinen, sehr natürlichen und keineswegs greisenhaften Schritten, Schritten, die mir auf eine merkwürdige Weise ans Herz gehen, über die Bühne, er verneigt sich, verneigt sich ein zweitesmal sehr tief mit weit ausgebreiteten Armen, wie ein Sänger, ein Schauspieler, wie ein Künstler eben vor seinem Publikum."
Von der Ansprache zum 150. Todestag Friedrich Schillers habe ich erst kürzlich in Erika Manns Erinnerungen an das letzte Jahr ihres Vaters in aller Ausführlichkeit gelesen - und war beeindruckt. Auf der CD hört man nun quasi das Gegenstück bzw. das Original und wissend um die Entstehung der Rede, ist es ein bewegendes Dokument. Nicht glauben möchte man, dass TM bei der Festveranstaltung 80 Jahre alt war - und nur noch drei Monate zu leben hatte.
Ich habe eine wunderbare Betrachtung der Rede gefunden, die Bodo Uhse (ebenfalls einer der "verbrannten Autoren") aus eigener Sicht aufgeschrieben hat:
"Anders steht es mit Thomas Mann, dem großen Erzähler, der des Bürgertums beste Traditionen in die Schilderung seines Verfalls als kritisches Element hineingetragen hat. Seine Vertrautheit mit Schiller ist ganz persönlicher Art. Sein „Versuch über Schiller“, den der 80jährige im Weimarer Nationaltheater vorträgt, schließt einen Kreis, den Thomas Mann ein halbes Jahrhundert zuvor mit seiner im Grunde autobiographischen Schillernovelle „Schwere Stunde“ geöffnet hatte. Dies ist keine Rede, keine Ansprache, sondern sanft ironische Schilderung und heißherzige, abwägende Betrachtung, die voller dialektischen Gehalts ineinanderfließen. Unvergeßlich ist mir der Eindruck:
Man hatte versucht, die breite, riesige Bühne behaglich einzurichten. An der Seite das Stehpult für die Begrüßungsrede, daneben in der Bühnenmitte ein runder Tisch, das sanfte Licht einer Stehlampe darauf und – halb im Schatten – ein bequemer Stuhl für den Vortragenden.
Der aber verschmäht die Bequemlichkeit. Stehend, so will es die Achtung vor dem Genius Schillers, stehend liest der Achtzigjährige, was er über Schiller uns zu sagen vorbereitet hat.
„Am Himmel ist geschäftige Bewegung, des Turmes Fahne jagt der Wind, schnell geht der Wolken Zug, die Mondessichel wankt, und durch die Nacht zuckt ungewisse Helle. Kein Sternbild ist zu sehen. – So war die Nacht, die Mainacht vor hundertfünfzig Jahren, als durch die schlummernden, wie ausgestorbenen Gassen Weimars … Schillers sterbliche Hülle zu Grabe getragen wurde …“
Mit diesen – mir schon bekannten – Worten beginnt er, zuerst hüstelnd, dann gleichmäßiger sprechend mit einer Stimme, die etwas farblos ist, ja schon einen gebrochenen Ton hat.
(...)
Lang währt der Beifall, und der Dichter, ein trotz aller Würde und allen Selbstbewußtseins bescheidener Mensch, geht etwas unsicher, mit kleinen, sehr natürlichen und keineswegs greisenhaften Schritten, Schritten, die mir auf eine merkwürdige Weise ans Herz gehen, über die Bühne, er verneigt sich, verneigt sich ein zweitesmal sehr tief mit weit ausgebreiteten Armen, wie ein Sänger, ein Schauspieler, wie ein Künstler eben vor seinem Publikum."
Leihgabe an Saguna.
Danke, dass du an mich gedacht hast!!!!
Was soll ich den Ausführungen von lady-liberty noch hinzufügen?
Absolut beeindruckend finde ich die "Ansprache im Schillerjahr" zumal ich mich nicht erinnern kann, T.M. schonmal sprechen gehört zu haben.
Aber auch die "Schwere Stunde", die ich bisher noch nicht kannte, hat mir sehr gefallen.
Das macht richtig Lust, sich mal wieder mehr mit Schiller und seinem Werk zu befassen.
Eine CD, die man immer wieder hören kann!
Absolut beeindruckend finde ich die "Ansprache im Schillerjahr" zumal ich mich nicht erinnern kann, T.M. schonmal sprechen gehört zu haben.
Aber auch die "Schwere Stunde", die ich bisher noch nicht kannte, hat mir sehr gefallen.
Das macht richtig Lust, sich mal wieder mehr mit Schiller und seinem Werk zu befassen.
Eine CD, die man immer wieder hören kann!
Bei nächster Gelegenheit zurück an lady-liberty.
Wieder zu Hause.