Eines meiner Jugendbücher; ich kann mich nicht erinnern, es je gelesen zu haben.

In knapp 30 kurzen Episoden schildern die Autorinnen das Leben der Chinesinnen "zwischen gestern und morgen," wobei das Hauptaugenmerk sicherlich auf den 1970ern liegt, als die Autorinnen auf Auslandsstudium in Peking waren.
Manche Kapitel fand ich recht interessant, andere fand ich sehr allgemein, simpel oder auch mal langweilig. Hauptsächlich fand ich es aber unglaublich, wie wenig reflektiert die Interviews wiedergegeben wurden. Grausame Episoden wie Kulturrevolution oder Hungersnot spielen hier kaum eine Rolle oder werden höchstens in Nebensätzen schattenhaft angedeutet. Selbst die Episode, in der die Studenten aufs Land verschickt werden, weil sie bei der Lebensmittelproduktion helfen müssen und sonst in der Stadt keine Arbeit bekommen, setzt sich nicht im geringsten mit Planwirtschaft auseinander; noch mehr schockiert haben mich nur die staatlich verordneten Abtreibungen und "geheimen" ausserehelichen Kinder im vorletzten Kapitel.

Wenn man nicht schon ein gewisses Hintergrundwissen hat und sich kritisch mit den angeboteten Halbinformationen auseinandersetzten kann, vermittelt dieser Band sicherlich kein angemessenes Bild von China. Meines Erachtens kein geeignetes Buch für Jugendliche, und das Versprechen vom "Nachdenken und Mitreden" der roten dtv-Reihe erscheint da schon fast ironisch.

An der Bushaltestelle "Central" in Richtung Gräfrath.

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