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Macht sich per Schneckenpost auf den Weg.

"1001 Bücher, die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist"

Rodion Romanowitsch Raskolnikov schlägt sich als mitteloser Ex-Jurastudent mehr schlecht als recht durchs russische Leben des 19. Jahrhunderts. Er kann -notorisch- nicht mit Geld umgehen, wirft seine letzten Rubel ein ums andere Mal für "gute Zwecke" in die Waagschale und gerät schnell in eine finanzielle Notlage, in der er seine letzten Habseligkeiten versetzen muss. In ihm reift der Plan, seine Pfandleiherin zu erschlagen und auszurauben, um sich mit dem Geld sein Studium zu finanzieren. Wieder und wieder geht er seinen Plan in allen Einzelheiten durch, wähnt sich dem "üblichen Ganoven" weit überlegen und zählt sich selbst zur Spezies der Übermenschen a la Napoleon, denen nichts misslingt und für die keine Gesetze gelten... Doch der Plan geht schief, seine eigene Aufregung und diverse kleine Unwägbarkeiten vereiteln, was ach so schön ausgetüftelt war: aus dem geplanten Raub wurde ein Doppelmord, der unmittelbar nach der Tat entdeckt wird; Rodion muss fliehen, die Beute -von der er nie etwas haben wird- verstecken, Beweise vernichten... Doch er sieht sich verfolgt, sein eigenes Gewissen macht ihm zu schaffen, macht ihn krank. Er fängt an, Fehler zu begehen, während er charakterlich bereits auf dem Pfad der Sühne wandelt - bis er sich in die Prostituierte Sonja verliebt, welche ihm die Kraft gibt, seine Schuld auch der Gesellschaft gegenüber abzutragen...

Eigentlich keine schlechte Story, aus der so einiges werden könnte. Leider reicht das, was als Weltliteratur gilt, hierzu nicht aus; die Story kommt einfach ohne nennenswerte Spannung daher. Ausser der Tat selber und den direkten Gesprächen mit dem Untersuchungsrichter, der Rodion schon sehr bald verdächtigt, ist die Geschichte einfach nur langweilig - nach heutigen Maßstäben jedenfalls.

Hinzu treten lächerlichste, groteske Szenen, in denen einzelne Charaktere in ihrem Geltungsstreben Dinge von sich geben, die einem die Haare zu Berge stehen lassen (so geilen sich z.B. einige Personen vor dem Plenum der Mitcharaktere daran auf, was ihr Vater doch für ein "hohes Tier" war, ein Beamter, ja man wäre ja beinahe adlig - auch wenn man in Fetzen rumläuft und in der Gosse nächtigt. Und solche Themen werden seitenweise ausgewalzt). Es sträubt sich alles in mir zu glauben, dass Menschen tatsächlich auf diese Art geredet haben, nein, auch nicht im Russland des 19. Jahrhunderts. Das nimmt der Geschichte einiges an Authentizität.

Positiv hingegen sind auf jeden Fall die ausgiebigen Schilderungen des Gemütslebens Rodions hervorzuheben; der Leser kann gleichsam anhand seiner Beweggründe den Wandel in seinem Weltbild miterleben - und nachvollziehen, wie ein Mörder an seiner Tat zerbricht und von der objektiven Schuld zur subjektiven Schuldigkeit übergeht.

Dostojewskis Buch ist mithin ein psychologischer, intelligenter Krimi, dem es lediglich an literarischer Dramatik gebricht: vom Thema zeitlos aktuell, vom handwerklich-literarischen Stil her aber vollkommen aus der Mode.

emilii Wunschliste zugunsten

Heute angekommen :o) Dankeschön!