Welch Zufall: Nachdem ich aus der kleinen feinen Hotelbibliothek im kurzen Ostseeurlaub das Buch "Im Meer schwimmen Krokodile" gelesen hatte, nahm ich aus meinem Koffer dieses zur Hand. Thematisch hängen die beiden Bücher eng zusammen. Das erste Buch schildert die jahreange Flucht von Enaiat aus Afghanistan, der sich als Kind begann bis nach Italien durchzuschlagen. Ein sehr berührendes nahezu unglaubliches Buch.
Abbas Khider ist vom Irak aus auf ähnlich schwierigen Wegen als junger Mann bis nach Deutschland geflohen. In jedem Land illegal, an jeder Grenze zitternd, häufig abgeschoben und inhaftiert wie Enaiat auch. Beim Lesen dieser beiden Lebensgeschichten ist die Erschütterung darüber, dass es Menschen gibt (ja, und wieviele), die in der Heimat verfolgt und an Leib und Leben bedroht, überall unerwünscht, überall in Angst leben müssen ... riesig. Im Grunde ist das unvorstellbar.
Ab der Türkei über Griechenland und Italien ähneln die Fluchtwege der beiden Schilderungen einander sehr. Während Enaiats Geschichte von seinem Flüchtlingsbetreuer liebevoll aufgezeichnet wurde, hat Abbas Khider einen stark autobiographisch gefärbten Roman geschrieben, in dem er seine Lebensmotive: Das Begehren der meist unerreichbaren Frauen, den damit einhergehenden Schreibzwang in seinen Bericht einfließen lies.
Asyl hat er schließlich in Deutschland gefunden, was nicht unbedingt sein Lieblingsland ist, da die Menschen im Winter hier aussehen, als seien sie allesamt gerade durch eine wichtige Prüfung gerasselt... Abbas wie Enaiat sind nach langen Jahren bitterster Lebensumstände süchtig nach Bildung, Literatur, Lernen... Auch das hat mich beeindruckt.